Der Weg zur Arbeit frisst jährlich 250 Stunden
Laut dem am Mittwoch präsentierten Pendlerreport zählt die Steiermark mehr als 333.000 Pendler. Mit neuen Initiativen will die Pendlerinitiative nun die Lebensbedingungen für Pendler verbessern. Orte ohne öffentliches Bussystem Die Arbeitswege haben sich nicht verkürzt. Noch immer legen steirische Pendler eine durchschnittliche Distanz von 47 km (mit Rückweg 94 km) pro Tag auf dem Weg zur Arbeit zurück. Vorsichtig gerechnet verbringt der steirische Pendler also jährlich 250 Stunden auf dem Weg zur Arbeit, also Vergleichsweise eineinhalb Monate Vollerwerbsarbeitszeit. Dieser enormen Belastung will die Pendlerinitiative nun noch stärker entgegenwirken. Einiges sei bereits gelungen wie der Ausbau der S-Bahn, aber abseits der Schiene sei die Situation wenig erfreulich: So sei das Postbus-System in den letzten Jahren zurückgefahren worden, was dazu geführt hätte, dass es bereits Orte gibt, die keine öffentlichen Busverbindungen haben, sagt Franz Gosch, AK Vizepräsident und Obmann der Pendlerinitiative. Schlüssel: Mikro-ÖV Hier sei es notwendig, neue Initiativen zu setzen: „Diese Initiativen heißen jetzt Mikro-ÖV. Es geht darum, hier Sammeltaxiverkehr oder auch Modelle wie GUSTmobil oder in Bruck an der Mur O-Bus zu entwickeln, wo die Menschen abgeholt werden, wo sie wohnen und dann eben zu den Knotenpunkten bracht werden“, so Gosch. Mit dem angesprochenen GUSTmobil habe man im Bezirk Graz-Umgebung ein System, das wie ein Anruf-Sammeltaxi funktioniere und nun so richtig anlaufe, sagten Projektleiterin Doris Hahn und Anna Reichenberger vom Regionalmanagement Steirischer Zentralraum. 29 von 36 Gemeinden des Bezirks sind dabei und finanzieren die günstigen Tarife mit. Zielgruppen sind Senioren, Jugendliche, aber auch Pendler, das System fungiere als Zubringer zu Öffis über rund 1.800 gekennzeichnete Sammelhaltepunkte. Im September habe man schon einen starken Fahrgastzuwachs gegenüber August verbucht. Pendler können über eine App auch Daueraufträge einbuchen, etwa jeden Wochentag um 8.00 Uhr in der Früh. „Immer ein Fahrzeug verfügbar“ Gosch appellierte dabei auch an die Bildung von Fahrgemeinschaften über das GUSTmobil: „Wenn man sich zusammenredet und mehrere Personen eine Strecke fahren, wird’s billiger.“ Das Durchschnittsalter der Nutzer ist 49 Jahre, die Mehrzahl ist weiblich. 80 Prozent der Buchungen gehen über Telefon, aber der App-Bereich wächst laut Hahn. Durchgeführt werden die Fahrten von sieben konzessionierten Unternehmern mit 20 Fahrzeugen, man könne aber auch noch eine weitere Rufgruppe anfordern: „Der Kunde hat immer eine Garantie, dass ein Fahrzeug verfügbar ist“, sagte Hahn. Eine der Mobilitäts- Lösungen ist auch die Bildung von selbst organisierten Fahrgemeinschaften, berichtet Franz Haberl, ÖGB Vorsitzenderstellvertreter Stmk.. Haberl weist darauf hin, dass die Mitfahrbörse der Pendlerinitiative unter www.mitfahrboerse.st aktuell mehr als 400 Angebote für Mitfahrgelegenheiten bietet. Dieses Service ist kostenlos online verfügbar. Studie über „Binnenpendler“ in Arbeit Aber auch in Graz pendeln täglich rund 80.000 Menschen – quer durch die Stadt. Die Pendlerinitiative will sich verstärkt um die Anliegen dieser innerstädtischen Pendler kümmern und unterstützt eine Studie der Fachhochschule des bfi Wien, in der die Belastungen des Arbeitsweges im städtischen Umfeld in Graz und Wien untersucht werden sollen. „Wir wollen mit dieser Studie der Politik und auch der Verkehrsplanung bessere Daten in die Hand geben, und wir glauben, dass es notwendig sein wird, dass man in Graz mehr Querverbindungen schafft – mehr Querverbindungen, die so eine Art Ringbuslinien darstellen. Viele Grazer sagen, ich würde gerne mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, aber wenn ich statt einer Viertelstunde mit dem Auto fast eine Stunde mit dem öffentlichen Verkehrsmittel brauche, dann ist das für mich nicht akzeptabel“, so Gosch. Silvia Mangel Studentin Fachhochschule wird in der anonym durchgeführten Studie ab Ende September bei Arbeitnehmern unter anderem den Zustand des Verkehrsnetzes abfragen, ausgewertet würden auch Fragen nach dem Fortbewegungsmittel, Alter und zum Beispiel welche Verkehrsmittel geschlechtsabhängig genutzt würden, Belastungsgründe durch den Umsteigeverkehr in der Stadt oder auch Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Bezug auf den Weg von und zur Arbeit. Mehr Informationen unter pendlerinitiative.at